Stimmen aus der Region
Matthias Bellwald, Gemeindepräsident von Blatten und Karl Bregy, Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisenbank Gampel-Raron mit persönlichen Worten über die überwältigende Solidarität der Schweizer Bevölkerung nach dem verheerenden Bergsturz in ihrer Heimatregion und ihre Zuversicht für die Zukunft von Blatten.
Erfahre, was dein Engagement bewirkt
Das «Schweizerische Rote Kreuz» als erfahrene Hilfsorganisation und die «Schweizer Patenschaft für Berggemeinden» als gemeinnütziger Verein zeigen eindrucksvoll, wie entscheidend schnelle, koordinierte und transparente Hilfe in Krisenzeiten ist. Um mehr über die konkrete Verwendung der über 4,4 Millionen Franken an Spendengeldern zu erfahren, haben wir bei unseren Partnerorganisationen nachgefragt.
Interview mit Wim Nellestein - Projektleiter für die Katastrophenhilfe in Blatten vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK)
Was passiert mit den Spendengeldern?
Die Spendengelder unterstützen die Menschen in Blatten, die durch die Katastrophe alles verloren haben – ihre Wohnung, ihre Kleider, ihre persönlichen Sachen. Das SRK hilft dort, wo es am Nötigsten fehlt oder wo trotz Versicherungen oder anderer Leistungen noch grosse finanzielle Lücken bestehen. Die Hilfe erfolgt in mehreren Phasen: Soforthilfe (u.a. Pauschalbetrag für erste Anschaffungen), Überbrückungshilfe (z. B. Unterkunftskosten aufgrund langfristiger Evakuierung) und schliesslich Unterstützung bei ungedeckten Restkosten.
Wie wird entschieden, wofür die Spenden eingesetzt werden?
Üblicherweise wenden sich Betroffene an die Gemeinde oder zuständige Stelle, die sie bei der Antragstellung unterstützt. Behörden und Hilfswerke arbeiten derzeit intensiv an einem einfachen Verfahren. Die Hilfswerke entscheiden in Absprache mit den Behörden und nach klar definierten Kriterien über Art und Höhe der Unterstützung. Das SRK bringt sein Wissen und seine Erfahrung ein und unterstützt bei Bedarf.
Wie stellen Sie sicher, dass die Hilfe ankommt?
Das SRK arbeitet mit definierten Richtlinien und Prozessen. In enger Zusammenarbeit mit Caritas Schweiz, der Glückskette und den Gemeinden wird sichergestellt, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Unsere Richtlinien basieren auf unserer langjährigen Erfahrung.
Was sind die grössten Herausforderungen?
Die kurzfristige Soforthilfe konnte schnell organisiert und bereits ausbezahlt werden. Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit der Gemeinde Blatten, dem Kanton Wallis und weiteren Hilfswerken an den nächsten, längerfristigen Schritten. Ziel ist eine unbürokratische und zügige Unterstützung der Betroffenen. Unsere Hilfe erfolgt subsidiär – sie greift dort, wo trotz Leistungen von Versicherungen, der öffentlichen Hand oder anderen Stellen weiterhin finanzielle Lücken bestehen.
Welche Rolle spielt Transparenz gegenüber Spenderinnen und Spendern?
Die grosse Spendenbereitschaft ist ein Zeichen des Vertrauens – das schätzen wir sehr. Uns ist es wichtig, den Spenderinnen und Spendern transparent aufzuzeigen, wie ihre Beiträge eingesetzt werden und wo wir konkret helfen. Deshalb geben wir über die Kommunikationskanäle des SRK laufend Updates und beantworten gerne alle Fragen direkt.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Organisationen?
Das SRK koordiniert sich eng mit Caritas Schweiz und der Glückskette, um den Betroffenen die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen. Die Zusammenarbeit ist eingespielt und basiert auf langjähriger Erfahrung. Zudem stehen wir laufend im Austausch mit den Kantons- und Gemeindebehörden, um unsere Hilfeleistungen optimal abzustimmen und die Spendengelder zielgerichtet einzusetzen. Wir sind sehr dankbar, die Spendensammlung mit Raiffeisen auf lokalhelden.ch umsetzen zu können und diese enorme Solidarität der Schweizer Bevölkerung zu sehen.
Was passiert in den ersten 72 Stunden nach einer Katastrophe?
Unser Katastrophenhilfe-Team verschafft sich rasch einen Überblick und klärt ab, wo Unterstützung nötig ist. Wir stehen frühzeitig in Kontakt mit dem Katastrophenhilfestab und gleisen unsere Hilfsmassnahmen oder Einsätze von Freiwilligen auf. Das SRK kann bei Bedarf auf die Freiwilligen seiner Mitgliedorganisationen zurückgreifen. In Blatten war z. B. REDOG, der Schweizerische Verein für Such- und Rettungshunde, schnell im Einsatz. In erster Linie leisten wir aber finanzielle Hilfe und können über unserem Nothilfe-Fonds rasch Mittel bereitstellen.
Warum sind Geldspenden so wichtig?
Sachspenden sind schwer zu koordinieren. Geldspenden sind effizienter, da sie flexibel einsetzbar sind und den Betroffenen mehr Selbstbestimmung ermöglichen.
Welche langfristigen Ziele verfolgt das SRK?
Wir begleiten die Betroffenen nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig. In Blatten ist davon auszugehen, dass viele Menschen über Jahre nicht zurückkehren können. Mit unserer Überbrückungshilfe unterstützen wir bei Provisorien, Mehrkosten wie Unterkunft oder Fahrkosten sowie dringendsten Anschaffungen. Für Menschen mit tiefem Einkommen können solche Belastungen ein Armutsrisiko darstellen. In einer späteren Phase helfen wir auch bei Restkosten des Wiederaufbaus – insbesondere dort, wo trotz Versicherungen oder anderer Leistungen substanzielle finanzielle Lücken bleiben.
Was haben Sie durch Ihre Arbeit über Solidarität gelernt?
Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist beeindruckend. Viele unterstützen mit Geld, Zeit oder aufmunternden Worten. Das zeigt, wie stark der Zusammenhalt in der Schweiz ist. Dieses Vertrauen und diese Solidarität sind für unsere Arbeit von unschätzbarem Wert und helfen den Betroffenen dabei, Zukunftsperspektiven zu entwickeln.

Interview mit Werner Luginbühl - Präsident Schweizer Patenschaft für Berggemeinden
Wofür werden die Spendengelder eingesetzt?
Alle Spenden kommen den Sofortmassnahmen, den Aufräum- und Instandstellungs-arbeiten sowie dem Wiederaufbau zerstörter öffentlicher Einrichtungen zugute.
Das Ausmass der Schäden ist erheblich. Unser Ziel ist es, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln einen wirksamen Beitrag zur Schadensbewältigung zu leisten.
Wie wird über den Einsatz der Spenden entschieden?
Sämtliche Projekte werden von unserer Geschäftsstelle und Fachexperten geprüft. Die endgültige Entscheidung über die Mittelvergabe trifft der Gesamtvorstand. Dieses Verfahren gilt auch, wenn der Grundsatzentscheid für die Unterstützung – wie im Fall von Blatten – bereits gefallen ist. Die Gemeinde Blatten wird uns transparent über ihre Massnahmen und Fortschritte informieren.
Wie wird sichergestellt, dass Spenden effizient eingesetzt werden?
Im Fall Blatten ist die Situation klar: Eine einzelne Gemeinde ist betroffen und wird gezielt unterstützt. Dennoch durchlaufen alle Projekte den regulären Prüfprozess. Unterstützt werden nur jene Vorhaben, bei denen die verbleibenden Restkosten – nach Abzug von Subventionen, Versicherungsleistungen und Drittbeiträgen – bekannt sind. Die Priorisierung erfolgt gemeinsam mit der Gemeinde, basierend auf der Dringlichkeit der einzelnen Massnahmen.
Was sind die grössten Herausforderungen?
Bei einem Ereignis wie in Blatten sind die lokalen Verantwortlichen stark gefordert, weshalb wir unseren Kontakt auf das Wesentliche beschränken. Dank unseres langjährigen Austauschs mit vielen Berggemeinden können wir uns gut in ihre Situation hineinfühlen. Auch für unsere Geschäftsstelle bedeutet dies jeweils einen Sondereinsatz – von der Koordination benötigter Hilfe bis hin zur persönlichen Danksagung an die Unterstützenden.
Welche Rolle spielt Transparenz gegenüber Spenderinnen und Spendern?
Die Kommunikation mit unseren Gönnerinnen und Gönnern ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Wir stehen im engen Austausch mit den Behörden in Blatten sowie weiteren Gemeinden im Lötschental und den Spenderinnen und Spendern. Als gemeinnützige Organisation nehmen wir unseren Informationsauftrag ernst – unter anderem durch persönliche Gespräche, über unsere Webseite und die Gönnerzeitung „Patenschaft-Post“. Transparenz ist uns besonders wichtig: Im Fall Blatten fliesst die Unterstützung vollumfänglich in die betroffene Gemeinde.
Welche langfristigen Ziele verfolgt die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden?
Seit der Gründung unserer Organisation vor 85 Jahren begleitet uns der Solidaritätsgedanke zwischen Berg und Tal. Unser Ziel ist es, das Gefälle zwischen wohlhabenden und benachteiligten Regionen zu verringern. Mit projektbezogener Unterstützung helfen wir Gemeinden wie Blatten, die Lebensqualität in den Bergregionen langfristig zu sichern und deren Bewohnbarkeit und Bewirtschaftung zu erhalten.
Was haben Sie durch Ihre Arbeit über Solidarität gelernt?
Die erlebte Solidarität zwischen dem Unterland und den Bergregionen – aber auch unter den Berggemeinden selbst – ist beeindruckend. Die Berge sind Teil unseres Landes, und die Arbeit der Bergbevölkerung erfährt grosse Wertschätzung. Zu wissen, dass man in der Not auf Unterstützung zählen kann, gibt Mut, Kraft und Zuversicht.
Wie gehen Sie und Ihr Team mit emotional belastenden Situationen um?
Die Ohnmacht, mitansehen zu müssen, wie Menschen in kürzester Zeit alles verlieren, erschüttert uns stark. In solchen Momenten helfen uns Erfahrung, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege, um rasch zu handeln. Die grosse Solidarität der Bevölkerung bestärkt uns darin, uns von ganzem Herzen und mit vollem Elan für die betroffenen Menschen im Berggebiet einzusetzen.
Was möchten Sie Spenderinnen und Spendern mit auf den Weg geben?
Wir danken allen, die sich solidarisch zeigen und den betroffenen Menschen in Blatten zur Seite stehen. Jede Form der Unterstützung schenkt Zuversicht und trägt dazu bei, dass eine gemeinsame Zukunft wieder möglich wird.

Ein verheerender Bergsturz hat Ende Mai 2025 das Dorf Blatten im Lötschental (Kanton Wallis) schwer getroffen. Rund 300 Menschen haben in kürzester Zeit ihr Zuhause oder ihre Lebensgrundlage verloren. Um die Betroffenen zu unterstützen, hat Raiffeisen eine Spendensammlung auf ihrer Crowdfunding-Plattform lokalhelden.ch für gemeinnützige Projekte lanciert: Tragödie in Blatten. So ist in kürzester Zeit eine beeindruckende Summe zusammengekommen - ein starkes Zeichen der Solidarität!
Jede eingegangene Spende wurde von Raiffeisen bis zu einem Betrag von 1,0 Million Franken verdoppelt. Gemeinsam mit über 14’000 engagierten Unterstützerinnen und Unterstützern wurden mehr als 4,4 Millionen Franken für die Bevölkerung von Blatten gesammelt. Die gesammelten Spenden fliessen vollumfänglich an das Schweizerische Rote Kreuz und die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden – für gezielte Hilfe, wo sie am dringendsten gebraucht wird.
Als genossenschaftlich verankertes Unternehmen ist Raiffeisen überzeugt: Wenn viele zusammenstehen, entsteht Grossartiges. Deshalb wurde lokalhelden.ch ins Leben gerufen – um lokale und regionale Projekte für die Gemeinschaft zu fördern. Insbesondere in herausfordernden Zeiten sehen wir unsere genossenschaftliche Verantwortung auch darin, der regionalen Gemeinschaft eine verlässliche und nachhaltige Stütze zu sein. Die grosse Spendenbereitschaft in Bezug auf den verehrenden Bergsturz in Blatten zeigt eindrücklich, wie stark Solidarität in der Schweiz gelebt wird. Zusammen mit lokalhelden.ch bedankt sich Raiffeisen herzlich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern für jede Spende, euer Vertrauen und jedes Zeichen der Verbundenheit. Euer Engagement bewegt – und bewirkt Grosses!

Schweizerisches Rotes Kreuz
Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) ist die grösste und bekannteste humanitäre Organisation der Schweiz. In den Bereichen Gesundheit, Integration und Rettung engagiert sie sich für Menschen in Not.

Schweizer Patenschaft für Berggemeinden
Die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden setzt sich seit 1940 für benachteiligte Alpenregionen durch gezielte Projektförderung ein; etwa beim Ausbau von Infrastruktur, Schutz vor Naturgefahren oder Bildungsangeboten. Ziel ist es, die Lebensqualität in den Alpen zu sichern und Abwanderung zu verhindern.


